Die Pilgerherbergen auf dem spanischen Jakobsweg sind gratis, in der Schweiz muss bezahlt werden. In der Schweiz sind die Schlafräume übersichtlich, die Sanitäranlagen sauber und das Frühstück reichhaltig. Das kostet freilich Geld, daher verlangen die Pilgerherbergen für die Übernachtung Geld.
Vielleicht ein Widerspruch zu irgend einem nicht zu unterschätzenden Aspekt der Gastfreundschaft – oder gar zu jenem christlichen Glaubenssatz über das Erbarmen, wonach man nach Möglichkeit wirklich jedem Menschen helfen sollte? Doch auch schon früher kostete das Pilgern Geld, allerdings barg es viel höhere Risiken.
Die Pilger konnten damals weniger Unterkünfte finden und mussten gar vor Räubern auf der Hut sein. Geriet jemand in Not, so konnten die Daheimgebliebenen niemals umgehend helfen, also konnte plötzlich auch der Geldbeutel für eine Unterkunft fehlen. Heute sind solche Bezahlungen sofort mittels Online-Überweisungen verfügbar.
In einer Pilgerherberge habe ich über das Frühstück gesprochen, und ob etwas als Wegzehrung mitgenommen werden dürfe: Tee gern, aber Brote vorzubereiten, sei ungern gesehen. Unterwegs gebe es doch genügend Möglichkeiten zur Einkehr. Eine feine und richtige Mahlzeit stärke den Pilger zudem. Diese schöne Erklärungen hat mir sofort eingeleuchtet.
Reisende und Pilger können heutzutage kaum ohne Geld losziehen. In unserem Wirtschaftssystem muss nun einmal bezahlt werden. In der Schweiz hat sich die Kirche diesem System unterordnen müssen. Das Schöne für jeden Pilger daran mag wohl sein, dass gemeinsames Essen wirklich Freude bereitet. Ich zahle bereitwillig auch Fahrtkosten für so eine Reise.